Jonathan Meese (Kunst)


Es war ein Erlebnis, Jonathan Meese einmal live in Wortschwall-Aktion zu erleben. Hier bei der Verleihung des Hans Platschek Preises 2017 auf der art Karlsruhe. Nach seinem gestenreichen Erguss war ich für die Kunst in den Messehallen nicht mehr aufnahmefähig. In mir surrten die Gehirnzellen. Jedoch auf anregende Weise. Halte ich doch sein Manifest in weiten Zügen durchaus für nachvollziehbar. 

Meese ist ein Gesamtkunstwerk mit enormem Spieltrieb. Er bezeichnet sich selbst als radikalsten unter den Künstlern. Jedoch transportiert sich mir auch ein Zwang, der ihn kaum Abstand zu sich selbst nehmen lässt. 

DIE Kunst, losgelöst von jeglichem Kontext, gibt es nicht. Sie lebt von der Reibung der Individuen, die sie transportieren. Sie würde verkümmern, könnte sie sich nicht von Diversität nähren.

Meese bezieht sich gern auf Evolutionsmechanismen, fordert die Parteilosigkeit, denn die Natur vertrete keine Ideologie. Ohne Frage folgt sie keinem Masterplan. Doch in der Natur gibt es im Grunde nichts Parteiloses. Jeder Zellverbund stellt eine Interessensgemeinschaft dar, die Unterschiede machen und erkennen muss, um überlebensfähig zu sein.